Wie Entscheidungen getroffen werden, habe ich bereits in dem ein oder anderen Beitrag beschrieben. Sie erinnern sich sicherlich: Treffen Sie Ihre Entscheidungen aktiv oder passiv? Warten Sie darauf, bis jemand für Sie die Entscheidung trifft? Auch habe ich darüber geschrieben, dass Entscheidungen aus dem Bauch heraus oder rational getroffen werden können. Doch was Sie von mir noch nicht bekommen haben, ist eine Tipp, der hilft, Fehler im Entscheidungsprozess zu minimieren. Hierfür stelle ich heute den WRAP-Prozess zur Entscheidungsfindung vor! Und was das mit der Frage „Was würde ich meinem besten Freund raten?“ zu tun hat erfahren Sie unter dem Punkt A. 🙂
Was bedeutet WRAP?
Der WRAP Prozess ist ein Tool, das im Buch „Decisive: How to make better choices in life and work“ von Chip und Dan Heath vorgestellt wird. Es geht bei dem Prozess darum, bestimmte Fehlerquellen wie Denkmuster oder Urteilsfehler zu reduzieren. Der Prozess hilft uns so bei der Prüfung einer Entscheidung, damit wir nicht auf die erstbeste Idee hereinfallen oder auch die Vorsorge treffen, um in der Zukunft die Entscheidung zu kontrollieren.
WRAP – W für die Weiten der Wahlmöglichkeit
Das W steht für die Weiten der Wahlmöglichkeit. Wer kennt das nicht: Wir stehen vor einer Entscheidung und denken nur an ja oder nein, schwarz oder weiß. Forschungen aber haben ergeben, dass im Schnitt bei wichtigen Entscheidungen in Unternehmen nur bei jeder dritten Entscheidung mehr als eine Alternative vorhanden ist. Woher kommt das? Wir befinden uns ganz klassisch in einem Tunnelblick! Deshalb ist der erste Schritt im Prozess, weitere Wahlmöglichkeiten aufzudecken. Hier ist eine Möglichkeit, sich an verschiedensten Stellen zu informieren: Hilfestellung können z. B. Personenkreise leisten, die Ähnliches schon einmal entschieden haben. Ein weiterer Weg: Fragen Sie gezielt weiter nach dem UND – zum Beispiel: Und was gibt es noch? Und was noch?…
WRAP – R wie Realitätsprüfung
R wie Realitätsprüfung! Nun haben sie mehrere alternative Wahlmöglichkeiten gefunden, diese gilt es nun zu prüfen. Was spricht für die Alternative x, was für y? Welche Alternative fühlt sich für mich richtig gut an? Der zweite Schritt ist nicht immer einfach, da hier viele innere Anteile in uns laut werden. Besonders gemein ist hier, dass wir oft nicht neutral die Alternativen bewerten, sondern uns von unserer gelernten Denke, unseren Erfahrungen oder Vorlieben leiten lassen. Wir bestätigen unsere Vorurteile oder Vorlieben und das ganz besonders, wenn Sie sich im Grunde schon für eine Alternative entschieden haben. Dieses Muster werden wir nie vollständig ausschalten! Allerdings können wir uns ihm bewusst sein und so bei der Realitätsprüfung immer noch einmal einen Schritt zurücktreten und nachfragen. Ist das wirklich so? Ist das widersprüchlich?
WRAP – A für Abstand gewinnen
Nun sind wir schon beim dritten Schritt – dem A für Abstand gewinnen. Die Grundlagen für die Entscheidungsfindung haben Sie nun definiert. Sie kennen die Alternativen, haben Informationen dazu gesammelt und analysiert. Nun heißt es Abstand gewinnen, eine Nacht darüber schlafen und die Entscheidung auf mich selbst zu lenken. Wie geht es mir mit der Entscheidung heute, wie morgen? Passt die Entscheidung zu meinen Werten und Zielen? Die Frage: „Was würde ich meiner besten Freundin oder meinem besten Freund raten?“ kann sehr hilfreich sein, um Abstand zu gewinnen und einen Perspektivwechsel zu erzeugen.
WRAP – P wie Problemvorsorge
P wie Problemvorsorge ist der vierte und letzte Schritt im Prozess der Entscheidungsfindung. Vielleicht geht es ihnen beim Lesen auch so, dass Sie sich denken: Was soll denn nun noch kommen, die Entscheidung ist doch nun mehr als gut durchdacht! Stimmt, aber Entscheidungen treffen wir im Moment, in der Gegenwart, und wir wissen nicht, ob die Basis in der Zukunft noch optimal ist. Aus dem Grund sollten wir auch bei der Entscheidungsfindung Vorsorge treffen, damit wir in der Zukunft mit der Entscheidung – egal ob Erfolg oder Misserfolg – auch leben können. Stellen Sie sich die Frage: Was ist das Schlimmste, das passiert, wenn die Entscheidung umgesetzt ist? Anhand dieser Antworten können Sie anfangen, die Entscheidung abzusichern. Entwickeln Sie daraus Sicherheitskriterien oder mögliche Ideen, wie sie immer wieder die Entscheidung überprüfen und ggf. justieren können.
Ich finde an diesem Ansatz besonders den vierten Schritt spannend, denn er zeigt sehr genau, dass eine Entscheidung auch abgesichert, vielleicht sogar in sehr vielen Fällen optimiert werden kann. Die Entscheidung wird somit aktiv und bewusst entschieden. Stehen wir zur Entscheidung und kennen unseren Vorsorgeprozess, dann kann nicht mehr viel schief gehen! Und wenn es dann doch einmal nicht so läuft, haben wir einiges gelernt und wachsen daran. Das gehört zum Freischwimmen dazu: Übernehmen Sie Verantwortung!
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Werden Sie Freischwimmer!