Erinnerung, Gefühl

Erinnerungen: Sie verblassen oder blühen auf

Gerade kommt in mein Postfach eine Mail meines privaten Reiseblogs mit dem Titel: „Indien 2016 ist 5 Jahre alt geworden“. Krass, denke ich. Es ist schon 5 Jahre her, dass wir in Indien waren. Dabei bin ich mit den Erinnerungen gerade seit Corona so häufig in Indien gewesen. Das Abenteuer, die Aufregung auf eine andere Welt, die Neugierde, alles zu entdecken. Ich spüre es noch so, als ob es gestern gewesen wäre. Die Begeisterung über das ferne Land, die tollen Farben und Eindrücke. Es ist so greifbar und doch ist es schon 5 Jahre her. Erinnerungen: Sie verblassen oder blühen auf!

Erinnerung – vor 5 Jahren

Ich spule noch einmal zurück, starte noch einmal. Vor 5 Jahren war in meinem Leben Einiges los. Ich war beruflich zutiefst unglücklich, ich war auf einer ziemlichen Abwärtsspirale. So wirklich unbeschwerten Spaß gab es nicht. Immer wieder kamen Zweifel an meinem Beruf, manchmal auch am Sinn des Lebens. Nichts wollte so klappen, wie ich es wollte. Der Kraftakt war sehr groß. Puh, wenn ich daran denke, ist das schon eine ganze Weile her. Gott sei Dank! Denn an die Zeit denke ich nicht so gerne. Diese Erinnerungen sind viel weiter weg und längst nicht so farbenfroh und nah wie die Indienreise. Doch beide Situationen sind Erfahrungen sind für mich und meine Identität sehr wichtig.

Ich habe mich beim Reflektieren gefragt, was der Grund dafür ist, dass ich mich an Indien noch so erinnere, als ob es gestern war, und weshalb die anderen Erinnerungen schon so ewig her scheinen und auch in Vergessenheit geraten. Denn ich habe immer und immer wieder gelesen, dass wir uns an Dinge, die uns emotional betreffen, immer wieder erinnern – und zwar an negative noch besser als an positive Dinge. Doch in diesem Fall ist es komplett anders, dachte ich. Doch dann habe ich noch einmal näher hingeschaut. Stimmt es wirklich, dass es komplett anders ist? Und ich war etwas verwundert und überrascht, als ich auf folgenden Gedanken kam.

Der Unterschied zwischen den Erinnerungen

Die Reise nach Indien war schön mit vielen tollen Emotionen. Ich habe meine Werte der Freiheit und Neugierde komplett gelebt. Ich war aktiv, offen für das Neue. Es fühlte sich einfach nur wunderbar an. Meine Emotionen waren stark, doch auch die Aufregung. Was sehen und erleben wir morgen? Das hat einiges in Schwung gesetzt. Wie war es im anderen Lebensbereich? Emotionen waren da, allerdings negativ, gefrustet. Die Emotionen waren nicht wirklich zu spüren, da ich dicht gemacht habe. Ein Glaubenssatz („Wer Geld verdienen will, muss hart dafür arbeiten“) hat mich darin bestätigt, dass ich sowieso nichts ändern kann und es zum Leben dazu gehört. Also: Noch ein Grund, die Emotionen und das Unwohlsein zu unterdrücken.

Heute und im Nachhinein würde ich behaupten, dass diese Wahrnehmung der Zeit und Intensität daher kommt, dass ich das Positive viel intensiver und wertegestützter erlebt habe. Das Andere habe ich lange Zeit sehr gut unterdrückt und dran geglaubt, dass es normal ist. Erst als es nicht mehr ging und ich wenige Zeit später meinen wirklichen Weg gefunden hatte, merkte ich, wie emotionslos ich in der Zeit davor war. Oder anders ausgedrückt: Wie negativ meine Gedanken waren. Eine Tretmühle, aus der ich nicht heraus kam. Kein Gewaltakt hat geholfen. Erst als der Körper streikte, wurde ich wach. Und damit werden die Erinnerungen auch wieder stärker.

Eigenschutz?

Mein Gedächtnis scheint mich vor den negativen Situationen, Gefühlen und Erfahrungen zu schützen bzw. damals geschützt zu haben. Und das war auch vollkommen gut so. Denn ich vermute, hätte ich diese Zeit genauso wahrgenommen wie die Zeit in Indien, wäre ich komplett durchgedreht. Und trotzdem – oder gerade deshalb – freue ich mich heute immer wieder darüber, dass ich meinen Weg so gegangen bin, wie ich ihn gegangen bin und dass ich all das Positive und Negative erleben konnte und durfte. Ich arbeite heute mit dem Wertvollsten, das wir haben. Ich habe Abwechslung, Freiheit und darf auch noch von beruflicher Seite her neugierig sein. Und mein alter Glaubenssatz: „Sei doch nicht so neugierig“, den ich häufig als kleines Mädchen zu hören bekommen habe, schreibe ich auf und lächle still in mich hinein. Wie schön, dass ich heute neugierig sein darf. Und wie Sie sehen: Auch hier spielen meine Erinnerungen hinein.

Welche Erinnerungen haben Sie? Was können Sie daraus für sich ableiten? Nehmen Sie sich Zeit und füllen Sie in sich hinein. Sie werden erstaunt sein, was passiert. Wenn Sie noch mehr erfahren wollen, melden Sie sich doch zu meinem Newsletter an. Oder wie wäre es mit einem individuellen Coaching zum Thema Priorisierung und Fokussierung? Nehmen Sie mit mir Kontakt auf.

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