Lupe, Neugierde, Suchen

Sei doch nicht so neugierig!

Diese Woche beschäftige ich mich mit einem Gedanken, der mich schon eine lange Zeit verfolgt hat, weil ich immer wieder diesen Satz auf der Straße höre: „Sei doch nicht so neugierig!“ Je länger ich drüber nachdenke, desto schwerwiegender finde ich diesen Satz. Was ist der Grund dafür, dass wir nicht neugierig sein sollen? Was ist denn überhaupt Neugierde? Wofür ist Neugierde gut? Drei Fragen, denen ich dieser Woche nachgehen möchte.

Warum sollen wir nicht neugierig sein?

Viele werden diesen Satz vielleicht auch aus der Kindheit kennen. Kinder sind besonders neugierig und wissbegierig. Sie wollen alles verstehen, alles lernen und noch mehr wahrnehmen. Sie fragen immer wieder: Wieso? Weshalb? Was heißt das? Kannst du mir das erklären? Wie geht das? Diese Fragenreihe könnte ich ausbauen! Wenn man ein wenig darüber nachdenkt, dann fällt auf, dass die Mahnung, die in dem „Sei doch nicht zu neugierig“ steckt, eigentlich etwas anders meint. Ob als Kinder oder als Erwachsene: Wir sollen nicht dreist, aufdringlich, indiskret, patzig, naseweis, vorwitzig oder sensationslüstern sein. Klar: Neugierde hat sicherlich auch das Gesicht des Spionierens, des Aushorchens. Aber Neugierde ist in der Entwicklung sehr wichtig. Haben Sie sich einmal überlegt, wie es wäre, wenn es Fragen wie die oben genannten nicht gäbe? Wir würden nichts hinterfragen, nichts lernen, nichts weiterentwickeln und vor allem immer auf der Stelle stehen bleiben.

Was ist denn überhaupt Neugierde?

Was ist denn Neugierde eigentlich? Bei Neugierde geht es darum, dass wir einen Drang haben, etwas aufzudecken, etwas zu erfahren. Irgendetwas in uns hat ein besonderes Verlangen nach einer Antwort. Neugierde kann auch als Interesse bezeichnet werden. Je nach Interessen, Erfahrungen, Gegebenheiten hat jeder an anderen Dingen so ein Interesse. Manch einer ist auch neugieriger als eine andere. Manchmal sind Mitmenschen auch neugierig auf etwas, das wir selbst gar nicht wissen. Neugierde kann durch Spannung gesteigert werden. Das ist aber nur die Perspektive der Fragenden. Denn die Antwortenden sind ja auch in die Kommunikation verwickelt. Fragen können auch auf der anderen Seite Interesse erzeugen. Fragen sind eine Möglichkeit, die Neugierde zu stillen. Durch Fragen kommen wir miteinander in einen Dialog.

Wofür ist Interesse gut?

Bei meiner Recherche bin ich darauf gestoßen, wie überlebenswichtig Neugierde ist. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wo wir stehen würden, wenn es das Phänomen der Neugierde nicht gäbe?  Was uns alles nicht bekannt wäre! Neugierde ist auch im Zwischenmenschlichen wichtig. Was gibt es denn eigentlich Schöneres, als mit eigenem Interesse jemand anderem Interesse zu schenken? Überlegen Sie einmal, wie es wäre, wenn Sie keine Neugierde Ihren Mitmenschen gegenüber hätten. Es würde Sie nicht interessieren, was Ihr Partner/ Ihre Partnerin empfindet oder macht. Sie würden keinen Dialog zustande bekommen, denn eine Antwort interessiert Sie ja nicht. Sie haben keine Fragen, an Ihr Gegenüber. Und auf der anderen Seite ist Ihr Gegenüber genauso uninteressiert. Wir alle hätten keine Idee, wie wir jemandem eine Freude machen können oder wie es jemanden geht. Wofür auch?

Neugierde als positive innere Haltung

Erkennen wir aber an, dass Neugierde in Form einer hohen Wertschätzung für uns eine sehr wichtige Voraussetzung zum Überleben ist, dann wird die Vorstellung, neugierig zu sein auf einmal wichtig und positiv. Neugierde als innere Haltung kann verstärkt und genutzt werden. Erst einmal ist es dafür wichtig, das Verständnis zu entwickeln, dass Neugierde nichts Negatives ist. Es ist wie so oft im Leben eine Frage des „Wie“! Sind wir wertschätzend neugierig und interessieren uns für unsere Mitmenschen, dann gehört Neugierde zu einem guten Gespräch. Unser Gegenüber freut sich, dass wir uns interessieren und wir lernen dazu. Unangenehm wird es, wenn aus Neugier ein Verhör wird. Frage an Frage, ohne auf die Antwort einzugehen oder bewertende Fragen, die impliziert etwas unterstellen oder den Gefragten in eine Ecke treiben. Sie sehen schon: Fragen sind ein mächtiges Tool. Und nicht nur für den Fragenden.

Zugegeben: Dieser Artikel ist ein persönlicher Gedanke, der Ihnen vielleicht aber einen Impuls gibt oder den Mut, ebenfalls noch mehr nachzufragen und etwas herauszufinden über Ihre Umwelt, die Menschen um Sie herum oder auch die Welt im Allgemeinen. Ich bin für mich zu dem Schluss gekommen, den Satz „Sei doch nicht so neugierig“ zu hinterfragen, wenn er in meinem Umfeld wieder einmal fällt. Ich frage mich dann: Was könnte der Fragende gegen Neugierde haben? Hat er oder sie etwas zu verbergen oder fühlt sich ausgehorcht? Beobachten Sie doch einmal, denn auch aus dem Beobachten heraus können wir viel für uns lernen.

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