„Aktives zuhören“ ist jedem bekannt und doch so häufig missverstanden. Ich schreibe hier heute nicht über das „Kontaktgrunzen“ („mhh“….“ja“….), sondern möchte mit diesem Blogeintrag eine kurze Struktur für den Zuhörer mitgeben. Jeder kennt die Situation, ob in der Familie, im Job oder unter Freundinnen: Jemandem ist etwas passiert, das Telefon klingelt oder jemand betritt den Raum und ist völlig aufgelöst. Er möchte seinen Redeschwall loswerden und ist so aufgebracht, dass gar nicht erst gefragt wird, ob es gerade passt und ob Sie ein Ohr haben. Am Telefon denkt man dann vielleicht, „ok, lassen wir ihn doch einfach mal reden, ich mache die Wäsche dabei oder beantworte schon mal die ein oder andere E-Mail.“ Doch, ob Sie es glauben oder nicht, Ihr Gesprächspartner wird merken, wenn Sie zu 100% bei ihm sind und ob Ihre Gedanken abschweifen. Und mal Hand aufs Herz: Was möchten Sie, wenn Sie gerade etwas Enttäuschendes oder Aufregendes erlebt haben? Sie möchten doch auch, dass Ihnen die volle Aufmerksamkeit geschenkt wird. Was ist die Basis für ein erfolgreiches Gespräch?
Positive Einstellung – das A und O
Aktives zuhören startet bereits mit einer positiven Einstellung gegenüber meinem Gesprächspartner. Nun denken Sie eventuell, „na, es ist doch meine Freundin, Partnerin etc.“ Doch können auch unsere Liebsten in einem schlechten Moment anrufen oder von uns die volle Aufmerksamkeit erwarten, wenn es vielleicht gar nicht passt. Würden wir in einem entspannteren Moment auch nur darüber nachdenken, ob Sie nebenbei noch schnell E-Mails weiter schreiben? Also hat unsere Reaktion nicht viel damit zu tun, ob wir denjenigen mögen oder nicht, sondern es ist eher die Situation, die Ablenkung fordert. Und Sie können sicher sein: es wird sich rächen, denn Sie werden nur einen Teil des Gesprächs mitnehmen und erinnern. Das wird Ihr Gegenüber über kurz oder lang merken. Vergessen Sie beim Zuhören das Multitasking, konzentrieren Sie sich voll und ganz auf Ihren Gesprächspartner.
Paraphrasieren Sie – Sie haben einen Einfluss auf das Gespräch
Haben Sie eine positive Grundhaltung, dann sind Sie bereit, Ihrem Gegenüber mehr als nur ein Kontaktgrunzen zu geben. Sie lassen Ihren Gesprächspartner ausreden, da Sie neugierig sind, was sie gleich hören werden. Und dadurch ergibt sich automatisch die Möglichkeit, nachzufragen, ob Sie „…“ richtig verstanden haben. Fassen Sie kurz zusammen, was bei Ihnen angekommen ist. Oder Sie fragen nach, weil Sie etwas nicht verstanden haben. Vielleicht fragen Sie auch dann nach, wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie sich nicht ganz sicher sind. Durch Ihr Zusammenfassen des Gehörten mit Ihren Worten geben Sie auch Rückmeldungen und ermöglichen, dass ihr Gegenüber Ihnen beim besseren Verständnis hilft. So können Sie auch in unklare Gespräche etwas mehr Klarheit bringen.
Warum-Fragen – es geht eleganter
Noch einen kleinen Tipp am Rande? Wir neigen oft dazu, wenn wir etwas hinterfragen, die Frage mit einem „Warum“ zu starten. Ein „Warum“ bringt unseren Gegenüber aber auch sofort in eine Rechtfertigungshaltung, was wir aber eher selten beabsichtigen. Deshalb gestalten Sie die Frage lieber so, dass sie mit einem „was“,“wie“, „wer“ etc. beginnt. Das bringt zusätzlich zu Ihrem besseren Verständnis auch noch den Vorteil, dass Sie nicht weiter ein Problem aufbauen, sondern Interesse am Gegenüber und an dem zeigen, was Ihnen gerade erzählt wird. Möchten Sie Ihrem Gegenüber noch etwas mehr Empathie entgegenbringen, können Sie auch versuchen, eine Stimmung aus der Situation herauszufiltern und fragen, ob sich Ihr Gegenüber gerade z. B. bestärkt oder verletzt, unterstützt oder hilflos fühlt.
Kleine Schritt – langfristig große Wirkung
Probieren Sie es beim nächsten Mal einfach mal aus, wie es ist, sich die volle Zeit für Freunde, Familie oder Kollegen zu nehmen und wie ein Detektiv am Thema des Anderen zu bleiben. Sie werden bemerken, dass Sie ein ganz anderer Zuhörer sind, Ihr Interesse stabiler am Thema und der Person bleibt und Sie so auch die Zeit für sich beide viel besser nutzen.
Und sollten Sie doch mal wieder noch schnell eine Mail fertig schreiben wollen oder gerade beim Abendessen sitzen, dann bringen Sie erst Ihre Tätigkeit zu ende und rufen dann zurück oder hören Sie kurz, worum es geht und fragen Sie (je nach Situation), ob Sie in 10 Minuten zu dem Thema sprechen können.
Geben Sie sich etwas Zeit zum Üben! Wir alle sind darauf getrimmt, dass Multitasking die Lösung unserer schnelllebigen Zeit ist. Aber Sie werden merken: Es gibt nicht nur dem Anderen etwas, sondern auch Ihnen selbst. Sie werden achtsamer mit sich selbst.