„Ich muss doch funktionieren.“
Ein Satz, der nicht laut gesagt werden muss – er steht oft schon im Raum, bevor überhaupt gesprochen wird. In Führungskräfte-Coachings begegnet er mir regelmäßig. Zwischen den Zeilen. Im Blick. Im Atem, der stockt. Dahinter steht keine Schwäche, sondern eine große Kraft – die sich gegen sich selbst richtet.
Woher kommt der Druck zu funktionieren?
Führungskräfte berichten mir, dass sie das Gefühl haben, keine Schwäche zeigen zu dürfen. Weder Unwissenheit noch Unsicherheit. Es wird – so glauben viele – erwartet, dass sie immer funktionieren. Immer präsent. Immer stark. Immer kontrolliert. Dahinter liegt oft Angst: Angst, den Respekt zu verlieren. Angst, das Gesicht zu verlieren. Angst, die Macht zu verlieren oder nicht ernst genommen zu werden. Das ist nachvollziehbar – und gleichzeitig ist es ein Denkfehler. Denn wer sich ständig zusammenreißt, reißt irgendwann innerlich.
Wie zeigt sich dieses Funktionieren im Alltag?
Es beginnt subtil: Ständig erreichbar. Nie wirklich abschalten. Härte gegen sich selbst, wo Milde guttäte. Emotionen? Nein Danke, sie haben keinen Platz im Business. Grenzen? Nur für andere. Und irgendwann sitzt jemand im Business Coaching, der eigentlich „nur ein paar Tools“ wollte – und merkt, dass er*sie seit Monaten kaum noch tief durchgeatmet hat, nicht mehr richtig schlafen kann oder total erschöpft ist.
Selbstführung statt Selbstüberforderung
Was in solchen Momenten hilft, ist kein weiteres To-do – sondern ein Innehalten. Meine Lieblingsmethode? Die Reflexion und Selbstbeobachtung. Denn bevor ich mich führen kann, muss ich mich wahrnehmen. Wofür ist das Funktionieren gut? Wessen Erwartungen erfülle ich – und was ist der Grund dafür? Was passiert, wenn ich nicht funktioniere? Oft zeigen sich an dieser Stelle tiefer liegende Glaubenssätze. Die gute Nachricht: Wer sie erkennt, kann mit ihnen arbeiten – nicht gegen sich.
Ein Beispiel aus dem Coaching: Selbstoptimierung, damit noch mehr geht
Eine Klientin, erfahren, leistungsstark, immer in Bewegung, sitzt in der ersten Sitzung und sagt: „Ich brauche ein Tool um mich noch besser zu strukturieren und effizienter zu arbeiten. Mein Schreibtisch ist zu voll, mein Kopf ist zu laut, aber irgendwie… muss das funktionieren. Andere schaffen das auch.“
Was wir gemeinsam herausarbeiten: Es geht nicht um das Tool und „noch mehr schaffen“. Es geht um Abgrenzung und sich selbst wieder zu spüren – und zu erkennen, dass Selbstführung nicht Selbstverzicht heißt.
Funktionieren ist kein Führungsstil
Wer nur funktioniert, führt nicht – er*sie verwaltet.
Selbstführung bedeutet dagegen:
• Grenzen wahrnehmen und setzen.
• Emotionen zulassen, ohne sich von ihnen überrollen zu lassen.
• Rollen bewusst gestalten, statt sich von ihnen auffressen zu lassen.
Denn Führung ist kein Kostüm, das man anzieht. Sie ist eine Haltung – und beginnt innen.
Reflexionsfragen für Ihre Selbstführung als Führungskraft
• Wo in meinem Alltag funktioniere ich – aber lebe nicht?
• Welche Rolle spiele ich – und wer bin ich darunter?
• Was würde ich heute anders machen, wenn ich wüsste: Ich darf auch unperfekt sein?
Zum Weiterdenken
Vielleicht spüren Sie gerade, dass dieses Thema mehr mit Ihnen zu tun hat, als Ihnen lieb ist.
Vielleicht haben Sie es lange geschafft – sind jedoch nicht in Kontakt mit sich selbst. Selbstführung als Führungskraft beginnt mit einem Satz, der erlaubt:
„Ich funktioniere auch, wenn ich mir treu bin und Grenzen setze.“
Und das verändert alles.
Aus Klarheit. Aus Kontakt. Aus Haltung.
Wenn Sie diesen Weg nicht allein gehen möchten, ist ein Coaching für Führungskräfte ein starker Rahmen, um genau diese Fragen zu bewegen – jenseits von Tools und To-do-Listen. Ein Raum für Reflexion, Haltung und nachhaltige Selbstführung.