Lange ist es her, dass ich einen Blog Artikel geschrieben habe. Doch heute ist tatsächlich ein absoluter innerer Antrieb da, zu schreiben. Vielleicht liegt es daran, dass mir seit geraumer Zeit regelmäßig das Thema aktives Treffen von Entscheidungen über den Weg läuft.
Es ist wunderbar in meinen Coachings zu beobachten, wie sich meine Klient:innen wortwörtlich freischwimmen, wenn sie für sich eine Entscheidung entschieden haben. Das aktive Treffen von Entscheidungen sorgt für mentale Entlastung. Manchmal ist eine Entlastung richtig sichtbar und auch spürbar. Es ist, als ob ein Gewicht von den Schultern genommen wird. Sie stehen aufrechter, ein Lächeln stellt sich ein und die Gesichtszüge wirken entspannter. Ist die Entscheidung getroffen, ist es für die Betroffenen oft auch nicht mehr nachzuvollziehen, was die Gründe des langen Haderns waren.
Selbstwirksamkeit
Was passiert in dem Moment, in dem die Personen aktiv eine Entscheidung fällen? Sie werden aktiv, nutzen die eigene Selbstwirksamkeit und somit die eigenen Ressourcen. Mit Selbstwirksamkeit ist gemeint, mit seinen eigenen Gegebenheiten wie Wissen, Kontakte, Erfahrungen, Emotionen etc. entscheiden zu können. Es findet ein Prozess statt, in dem auf die innere Stimme gehört und dieser gefolgt wird. Es findet mental eine Bewegung statt. In einem Bild gesprochen: die Phase vor der Entscheidung ist ein „Kreislauf“. Der Moment, in dem die Person die Entscheidung trifft, durchbricht den Kreislauf (z. B. des Nachdenkens) und bildlich gesprochen verändert sich der Kreis in eine Linie, von einem kreisförmigen auf- und abwägen hin zu einem gradlinigen und festen Gedanken.
Aktivieren der Ressourcen
Was passiert noch? Die eigenen Ressourcen werden wieder frei bzw. können zielgerichtet eingesetzt werden. Bleibe ich bei dem Bild der Linie, ist es ein Fortkommen, es ist ein Ziel in Sicht, dem sich die Person nähert. Mal in ganz kleinen Schritten, mal mit geballter Wucht. Und das Tempo spielt hier keine Rolle, denn es geht immer so schnell wie die eigenen Ressourcen und das Umfeld es zulassen. Zur Umsetzung von manchen Entscheidungen bedarf es auch Zeit.
Die Entscheidungskraft hat etwas mit Resilienz zu tun
Mir zeigen diese Gedanken, wie wichtig die eigene Selbstwirksamkeit ist: ich bin handlungsfähig. Ich darf entscheiden und kann etwas verändern. Hiermit wird die Resilienz, die persönliche Widerstandskraft, gestärkt und damit nicht genug. Auch das Selbstbewusstsein mag es, wenn wir selbst die Möglichkeit des Steuerns haben. Und da kommt mir ein schönes Bild in den Sinn: Stellen Sie sich vor, Sie sind wieder Schüler:in der 4. oder 5. Klasse. Die Klassendynamik auf dem Pausenhof ist voll im Gange. Möchten Sie die Person sein, die von allen geschubst oder beim Fangen getrieben wird? Ich nicht! Lieber möchte ich doch selbst bestimmen, wie ich meine Pause gestalte, ob ich Seil hüpfe oder Brennball spiel. Selbstwirksam zu agieren gibt mir die Möglichkeit zu bestimmen, was ich tun möchte.
Raus aus der Opferhaltung
Und da ist noch etwas, was im Treffen von aktiven Entscheidungen enthalten sein kann. Selbstbestimmtes Handeln zieht uns automatisch aus einer Opferhaltung. In dem Moment, in dem wir selbst steuern, können wir anderen zwar eine „Schuld zusprechen“, dass sie uns drängen zu entscheiden (auch eine Form von Opferhaltung). Doch dann stellt sich m. E. die Frage, ob es wirklich eine aktive Entscheidung ist. Ich würde an dieser Stelle vermuten, dass es sich hier um eine getriebene und passive Entscheidung handelt. Bleibe ich dabei, dass ich durch mein bewusstes Entscheiden ins bewusste Handeln komme, so verlasse ich mit hoher Wahrscheinlichkeit die mögliche Position einer Opferrolle. Auch das zahlt sich beim Stärken der psychischen Widerstandskraft aus. In diesem Moment, in dem ich das gerade alles so aufschreibe, denke ich mir, wie enorm ist es, dass ein kleiner Moment der aktiven Entscheidung soviel Power mit sich bringen kann.
5 Schritte, um bewusst zur Entscheidung zu gelangen
Doch wie lässt sich dieses nun in den Alltag transportieren? Eine Idee könnte folgendes Vorgehen sein:
- Analyse: Sie bemerken oder wissen, dass eine Entscheidung getroffen werden darf.
- Annehmen: Freuen Sie sich, dass Sie an einer Weggabelung stehen und es die Möglichkeit für Veränderung gibt!
- Neugierde: Betrachten Sie mit „kindlicher“ Neugierde die Alternativen, die sich gerade anbieten. Vielleicht haben Sie das Gefühl, das noch nicht alle Alternativen gefunden sind? Dann machen Sie doch ein Brainstorming und fragen Sie sich: Welche Alternativen gibt es noch? Welche Alternativen würden Person X noch einfallen?
Schreiben Sie diese alle auf.
- Bewerten der verschiedenen Möglichkeiten: Hier gibt es viele verschiedene Herangehensweisen. Für manche ist es eine Kopfsache, Entscheidungen zu treffen, andere Personen achten nur auf das Bauchgefühl – die Intuition. Ehrlich: je komplexer die Situation, je weniger rational kann eine Entscheidung ausfallen. Auch wenn wir denken, wir können alles durchdenken, scheitert unser Gehirn schon recht schnell, realistisch alle Variablen einer Entscheidung wertneutral zu überprüfen. Somit: Wer ein gutes Bauchgefühl hat – let`s go!
- Ressourcen planen: Hiermit möchte ich ermutigen auch zu überlegen, wen und was Sie brauchen, um die Entscheidung umzusetzen. Machen Sie sich einen realistischen Plan. Und dann heißt es, den ersten Schritt zu gehen.
Ich freue mich nach diesem Text schon auf meine nächste Entscheidung. Und die wird kommen, vermutlich schneller als ich mit rechne. Haben Sie auch viel Spaß beim Entscheidungen treffen!